Bill Belichick (73) galt jahrzehntelang als Inbegriff des autoritären Coaches – diszipliniert bis ins Letzte, unnahbar, gefürchtet. „Eine Diktatur“, sagten frühere Spieler. Sechs Super-Bowl-Titel mit den New England Patriots schienen ihn zu bestätigen: Erfolg heiligt eben doch die Mittel.
Jetzt erlebt man den einstigen Patriarchen an der Seitenlinie der University of North Carolina – flankiert von seiner 24-jährigen Freundin Jordon Hudson, die in Interviews eingreift, das Image versucht zu polieren und zur Projektionsfläche für all das wird, was er früher verabscheute: Emotionalität, Aufmerksamkeit, Inszenierung, Boulevard.
Jüngst platzte sogar eine geplante Doku über das UNC-Football-Team, weil Belichicks Partnerin angeblich zu viel Einfluss auf die Produktion nehmen wollte. Erst scheiterte ein Deal mit HBO, dann zog Hulu die Reißleine. Es ist ein Sinnbild dafür, wie schwer es fallen kann, Kontrolle abzugeben – und wie schnell ein über Jahrzehnte sorgsam aufgebautes Image in der neuen Medienwelt zu kippen droht.
Das alles wirkt wie ein Experiment zwischen Selbstvermarktung und Kontrollverlust.
Und es stellt die spannende Frage: Kann ein Trainer, der jahrzehntelang Distanz, Strenge und Schweigen als Führungsinstrument nutzte, plötzlich Nähe und Offenheit glaubwürdig leben?
Vielleicht braucht es in solchen Momenten nicht mehr Disziplin, sondern Kommunikationsberatung – jemanden, der hilft, aus dem Mythos eine Geschichte zu machen, die nicht im Boulevard endet.
Was meint ihr: Ist Belichicks Wandel ein Akt der Selbstfindung – oder einfach ein Lehrstück darüber, wie Kommunikation Karrieren kippen kann?
Foto: U.N.C.

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